Archiv für April 24, 2009

Mitten drin statt nur dabei

Posted in 1, Studentenleben on April 24, 2009 by going2denmark

Ich weiß heute das erste Mal nicht, wie ich einen Artikel beginnen soll. Ich bin ja allgemein nicht sehr redselig, aber diesmal bin ich wirklich sprachlos!

Es gibt Erfahrungen, die will und muss man nicht unbedingt machen, und der Besuch eines Schlachthauses gehört definitiv dazu. Es war nämlich an der Zeit meine Schweineproben zu holen und ich hab mir vorher eigentlich keine großen Gedanken gemacht. Ich geh rein, hol die Proben und gehe wieder. Aber ganz so einfach war es dann natürlich nicht. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht.

Schon auf dem Weg zum Schlachthaus sind uns die 3-stöckigen Schweinetransporter entgegen gekommen und auf dem Vorplatz des Schlachthauses standen dann noch viel mehr rum. Bei einer täglichen Schlachtung von 12.000 Schweinen mit vier Schlachtungslinien ist das auch verständlich. Erst einmal mussten wir die Klamotten gegen ein Ganzkörperkondom tauschen und die Schuhe gegen Gummistiefel. Ohrringe, Kette und Uhr mussten wir abnehmen und eine tod chice blaue Haube aufziehen. Hygiene wird dort zum Glück groß geschrieben! Und dann öffnete sich die Tür zu den Schlachtlinien. Mein erster Blick viel auf eine Rutsche, wo die Schweine runter rutschten. Zu meinem großen Glück waren sie zu diesem Zeitpunkt schon tot! Und schreien hat man sie auch nicht gehört! Aber das war auch gar nicht nötig. Und dann fing der Geruch an…ein Geruch, bei dem es einem echt übel werden kann. Denn die Borsten der Schweine werden abgeflammt und das stinkt bestialisch. Das nächste was ich dann wieder gesehen habe, waren die halbierten Schweine, die an der Nase noch zusammen hingen und eine Blutspur unter sich hinterliessen. Und die Innereine hingen auch schon heraus, wurden aber erst an dem Punkt der Schlachtung entfernt, an dem wir unsere Proben nahmen. Frischere Proben kann man wohl wirklich nicht bekommen! Zwischen den Schweinekarkassen mussten wir uns durchschlängeln und darauf achten, dass wir einerseits nicht von einer angerempelt werden und andererseits auch darauf, nicht auf dem ganzen Blut und Schlachtabfall auszurutschen, um zu unserem Arbeitsplatz zu kommen. Gott sei Dank hat mein Kollege die Innereien in unsere Behälter gehievt und die Proben herausgeschnitten. Ich war dafür zuständig alles einzutüten und musste daher die Innerein nicht anfassen. Sonst hätte ich wohl für nichts garantieren können. Ich hab eh schon ganz flach geatmet, und wenn es nicht mehr ging in ein Desinfektionstuch geatmet. Denn der Alkoholgeruch ist tausend Mal besser als der Geruch toter Schweine! Die ersten sieben Proben waren die Schlimmsten, von da an ging es ganz gut. Man kann sich doch innerhalb kürzester Zeit an einiges gewöhnen. Die Proben der Mandeln waren kein Problem, aber die Stuhlproben waren sehr schlimm. Wenn man den Darm anschneidet kommt erst mal Gas raus und dann der sehr flüssige Inhalt. Zum Glück hatte ich ein Ganzkörperkondom an, das auch sehr gut gegen die Blutspritzer geschützt hat. Kleiner Tip: Bei Stuhlproben immer die Luft anhalten!

Zwei Stunden stand ich dort. Vor mir die Innereien, hinter mir die Schweinehälften und unter mir das ganze Blut. Hinterher wollte mir mein Kollege noch den Rest zeigen. Aber wie die Schweine im Detail getötet werden, wollte ich nicht mehr wissen. Ich wollte nur noch raus an die frische Luft. Leider hat mich der Schweinegeruch bis raus verfolgt, und auch die Leberwurst, die es am Mittag in der Kantine gab, hat plötzlich nach dem Geruch im Schlachthaus geschmeckt…ich brauch jetzt erst einmal ein paar Wochen, um diese Bilder und den Geruch los zu werden. Und vielleicht esse ich dann auch wieder Schweinefleisch.

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Unser Beprobungsmaterial

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Mein 'Arbeitsplatz'

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